Sonntag, 24. Februar 2019
18.20 Uhr
Das gänzlich Unerwartete ist doch noch eingetreten: Ich habe meine letzte Partie nicht nur passabel gespielt, sondern sogar gewonnen. Es war tatsächlich das Endspiel um bzw. gegen den letzten Platz der Major-Gruppe. Mein Gegner war mit Stephen Danaher ein Vereinskollege vom Limerick Chess Club, "meinem" Schachverein hier in Irland. Mit 1,0/6 Punkten ist das Ergebnis eine Wiederholung meines Auftritts von 2016, nur dass die einzige Siegpartie damals gleich in die erste Runde fiel. Am Ende ist es damit für mich Platz 90/93 in der Major-Gruppe.
Swenja hat ihre letzte Partie gewonnen und damit sensationelle 4,5/6 Punkte und den achten Platz unter 83 Teilnehmern in der Challengers-Gruppe erreicht. Mal schauen, ob es sogar zu einem Rating-Preis reicht. Tino hat Remis gespielt und belegt mit 2,5/6 Punkten Platz 59/93 in der Major-Gruppe. Johannes hat ebenfalls ein Remis geholt und schafft damit bei seiner ersten Teilnahme 3,0/6 Punkte und Platz 41/93 in der Major-Gruppe. Rainer hat seine letzte Partie verloren und kommt mit 2,0/6 Punkten auf Platz 75/93 in der Major-Gruppe. Last but not least hat Andy Remis gespielt und belegt damit in der Minor-Gruppe bei seinem ersten Turnier überhaupt(!) mit 4,0/6 Punkten den 28. Platz unter 117 Teilnehmern.
Jetzt findet gleich die Siegerehrung statt, und am Abend gibt's dann noch das feucht-fröhliche Blitzturnier.
12.15 Uhr
Sowohl in der gestrigen Abendrunde als auch eben in der heutigen Vormittagsrunde ging das Verlieren für mich weiter. So langsam verstehe ich mich selbst nicht mehr. Null Punkte aus fünf Runden ist wirklich bitter. Tino hat gestern je einmal gewonnen, Remis gespielt und verloren sowie heute ebenfalls verloren (damit jetzt 2,5/5 Punkte), sein Bruder Andy hatte gestern wie Tino einen Sieg, ein Remis und eine Niederlage zu verbuchen und heute wieder gewonnen (jetzt 3,5/5 Punkte). Johannes hat gestern einmal gewonnen und zweimal Remis gespielt sowie heute verloren (jetzt 2,5/5 Punkte), und Rainer hat gestern auch einmal gewonnen, einmal Remis gespielt und einmal verloren sowie heute nochmal verloren (jetzt 2,0/5 Punkte). Den besten Tag hatte gestern Swenja mit drei Siegen in drei Runden(!), wodurch sie mit 3,0/4 Punkten in die heutige fünfte Runde ging und derzeit noch spielt.
Sonnabend, 23. Februar 2019
17.15 Uhr
Bei mir ist leider bisher bzw. weiterhin der Wurm drin, mit null Punkten aus drei Runden habe ich meinen bisher schlechtesten Start hier in Bunratty erwischt. Mein Gegner eben in der dritten Runde spielt zwar im Irish Junior Chess Team, also der irischen Junioren-Nationalmannschaft, und damit wahrscheinlich stärker als es sein Rating vermuten lässt. Ein richtiger Trost ist das aber auch nicht, wenn man sach- und fachgerecht zerlegt wird. Der Rest unserer Delegation aus M-V sowie Rainer spielen noch. Ich hoffe, dass nachher in der letzten Runde vielleicht noch was für mich geht.
Als Nachtrag zu gestern hier noch ein Link zu meiner Erstrundenpartie, die dank DGT-Board am ersten Brett live ins Internet übertragen wurde (oben rechts auf "round" klicken und dann "round 1" & "board 1" auswählen), sowie hier und hier noch zwei Fotos, die kurz vor dem Start bzw. während der Partie entstanden sind.
01.50 Uhr
Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse: Ich habe verloren, Tino, Johannes und Rainer haben Remis gespielt, Tinos Bruder Andy hat seine allererste richtige Turnierpartie gleich mal gewonnen(!), und Swenja hat leider wie ich verloren. Meine Partie war relativ schnell ein ziemlicher Verteidigungsk(r)ampf, in dem ich zwar einige gute Züge gefunden habe, aber am Ende doch zusammengebrochen bin. Nun ja, es war die Nummer 1 der Setzliste, insofern kein Beinbruch. Mal sehen, wie es morgen läuft.
Freitag, 22. Februar 2019
17.50 Uhr
Ich habe beim nun vierten Besuch in diesem Hotel nun zum ersten Mal die Sauna genutzt. Und dort einen Schachfreund aus Hamburg getroffen, der sogar schon zum sechsten Mal hier spielt. Gut zu wissen, dass es noch andere Spieler aus Deutschland gibt, denen dieses Turnier so gut gefällt wie mir. In der ersten Runde spiele ich wahrscheinlich gegen Enzo Catalano aus Berlin, gegen den ich in Briesen schon mal verloren habe. Da fliegt man von Deutschland nach Irland, um dort gegen Spieler anzutreten, die man auch zu Hause hätte treffen können... :-).
15.30 Uhr
Bei frühlingshaften Temperaturen und ohne Regen war der Besuch im Folk Park und im Schloss sehr angenehm. Lediglich ganz oben auf den Türmen des Schlosses wehte uns doch ein recht steifer Wind um die Ohren. Der Ausblick über den Ort ist es aber wert, den etwas mühsamen Aufstieg über enge und steile Wendeltreppen auf sich zu nehmen. Nach einem späten Mittagessen in der Creamery Bar sind wir jetzt erstmal im Hotel zurück, das sich wie erwartet mit Leben füllt. Die ersten beiden Schach-Promis sind uns auch schon über den Weg gelaufen, GM Peter Wells und IM Malcolm Pein, Schachkolumnist der englischen Tageszeitung "The Daily Telegraph" und Herausgeber der britischen Schachzeitschrift "Chess".
10.20 Uhr (ab jetzt alle Zeitangaben Ortszeit Irland)
Die letzte Nacht wurde wie in Bunratty üblich wieder spät bzw. schlaftechnisch kurz, da ich bis in den frühen Morgen in der Hotelbar gegen zwei norwegische Schachfreunde geblitzt habe. Einer von beiden könnte, je nach endgültiger Setzliste, heute Abend mein Erstrundengegner sein. Entsprechend der Kürze der Nacht war das Frühstück dann heute morgen doch ziemlich spät. Das Hotel macht noch einen ruhigen und eher leeren Eindruck, was sich aber im Laufe des Tages sicher bald ändern wird.
Rainer und ich werden jetzt erstmal eine Runde durch den Ort laufen, ein paar Besorgungen (Turnierproviant) erledigen und wahrscheinlich auch das Schloss besuchen. So entspannt wie heute wird es dann die nächsten Tage nicht mehr werden...
Donnerstag, 21. Februar 2019
15.30 Uhr
Zum nun schon vierten Mal führt mich mein Weg nach Irland zum Bunratty International Chess Festival. Es ist wieder Februar und damit Zeit für ein verlängertes Wochenende mit Schach, Guinness, irischer Küche und Musik sowie vor allem der einzigartigen Gastfreundlichkeit, die Teil der Mentalität der Iren ist. Diesmal nehmen aus dem Bereich des Landesschachverbandes M-V außerdem noch Tino Wagner vom SV Gryps, sein Bruder Andy als vereinsloser Freizeitspieler, Tinos mittlerweile in Berlin spielende Tochter Swenja und Johannes Kruse von der SG Waren/Malchow teil, Tino und Swenja nun auch schon zum zweiten Mal. Ich reise zudem zusammen mit Rainer Knöchel vom Schachclub Wittstock, dem Organisator des Turniers "Ran an den Turm", der sich kurzfristig ebenfalls für einen Ausflug nach Irland entschieden hat. Wie im letzten Jahr möchte ich an dieser Stelle einen kleinen fortlaufenden Reisebericht schreiben. Momentan sitze ich mit Rainer am Flughafen in Hamburg. Nach der Ankunft in Dublin erwartet uns dann noch eine dreistündige Busfahrt an die irische Westküste, wo wir dann spätabends hoffentlich wohlbehalten in Bunratty ankommen werden.